Ich vermisse etwas, wirklich

Was fehlt: der direkte Kontakt zu den Musikern. Zu hören, wie sie gemeinsam atmen. Wie sie anfangen zu lächeln, wenn das Publikum klatscht. Blumen, Bravo-Rufe, Zugaben. Andererseits: Ich kann bei einem Online-Konzert hier mit einem Kaffee sitzen. In Hausschuhen, unrasiert. Ist aber, irgendwie, auch nicht gut: geputzte Schuhe, eine schicke Hose, mein grüner Schlips zum weißen Hemd. Leises Flüstern beim An den Platz gehen, die langen Beine einsortieren, den Blick nach vorne ausrichten, mit dem Programm rascheln.

Dann kommt das Douglas String Quartet: Ada Witczyk, Joana Ly (Violinen), Rebecca Breen (Viola) und Kirsten Jensen (Violoncello). Mozarts Streichquartett d-moll, KV 421 und Johannes Brahms a-moll, Op 51. Nr 2 stehen auf dem Programm, übertragen aus St Mary’s Perivale in London. Was fehlt? Mein Computer geht so langsam in die Knie, die Bilder frieren für einen Moment ein, werden unklar. Der Übergang auf eine andere Plattform hilft nicht, ich wechsele zum Laptop. Was fehlt? Gute Lautsprecher – die altgedienten Kopfhörer helfen.

Mozart und Brahms: Beide Quartette sind in sofern vergleichbar, weil sie sowohl ihre Tradition kennen und zugleich ihrer Zeit weit voraus sind. Mozart ist in diesem „Haydn“-Quartett keinesfalls der „Abschreiber“ beim väterlichen Freund Joseph Haydn, auch nicht der niedliche „Wolferl“, sondern der souveräne Meister, dem das Sprengen der strengen Formenregeln virtuos gelingt. Und Brahms hat seinen Beethoven studiert, ist aber in aller seiner Komplexität und Wuchtigkeit ganz er selbst.

Die vier Ladys sind präsent, musikalisch klug, durchaus eigenständig und – vor allem in der Bratsche und dem Cello – tonlich herausragend. Die tiefe Klänge, die zuweilen drängenden Harmonien, auch das Vorwärtsdrängen: das fehlt nicht.

In den Zeiten der unsäglichen Pandemie muss man ja schon sagen: immerhin! Es kann Livekonzerte geben, die im Netz übertragen werden. Auch wenn das Verbeugen vor dem imaginären Publikum zeigt, wie absurd unser Leben zur Zeit auch immer wieder ist. Mehr als sympathisch – und bei „Präsenzkonzerten“ kaum vorstellbar, leider – ist, wie die vier, als der Brahms bewältigt ist, wie befreit auflachen. Immerhin, sage ich. Aber auch: Ich vermisse, danach nicht gratulieren zu können. Dach hinaus in die Londoner Wirklichkeit, und vielleicht noch einen Wein trinken zu gehen – mit diesem Quartett.

I miss something, really

What’s missing: direct contact with the musicians. To hear how they breathe together. How they start to smile when the audience claps. Flowers, bravos, encores. On the other hand: I can sit here with a coffee at an online concert. In slippers, unshaven. But, somehow, it’s not good either: polished shoes, smart trousers, my green tie with the white shirt. Quiet whispering as I take my seat, sort out my long legs, look ahead, rustle with the program.

Then comes the Douglas String Quartet: Ada Witczyk, Joana Ly (violins), Rebecca Breen (viola) and Kirsten Jensen (cello). Mozart’s String Quartet in D minor, K. 421 and Johannes Brahms in A minor, Op 51. no. 2 are on the program, broadcast from St Mary’s Perivale in London. What’s missing? My computer is so slowly going to its knees, the images freeze for a moment, become unclear. Switching to another platform doesn’t help, I switch to the laptop. What is missing? Good speakers – the well-worn headphones help.

Mozart and Brahms: both quartets are comparable in that they are both aware of their tradition and at the same time way ahead of their time. In this „Haydn“ quartet, Mozart is by no means the „copyist“ from his fatherly friend Joseph Haydn, nor the cute „Wolferl“, but rather the sovereign master who succeeds with virtuosity in breaking the strict rules of form. And Brahms has studied his Beethoven, but is completely himself in all his complexity and weightiness.

The four ladies are present, musically clever, thoroughly independent and – especially in the viola and cello – outstanding in tone. The deep sounds, the at times urgent harmonies, also the pushing forward: that is not missing.

In the times of the unspeakable pandemic one has to say: after all! There can be live concerts broadcast on the net. Even if bowing to the imaginary audience shows how absurd our life is at the moment again and again. More than sympathetic – and hardly imaginable at „presence concerts“, unfortunately – is how the four, when the Brahms is mastered, laugh up as if liberated. After all, I say. But also: I miss not being able to congratulate afterwards. Roof out into the London reality, and perhaps to go for a wine – with this quartet.

(Thank You, Deepl.com)

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